Sekante
Intelligenz wird nicht vererbt, Bildung schon

Seit Jahrzehnten werden Grabenkämpfe zur Bildung gefochten, die Österreich eines der ungerechtesten Schulsysteme Europas eingebracht haben. Das Bildungsvolksbegehren, auch wenn es nur sehr allgemeine Forderungen enthält -- vor allem in Bezug auf eine gemeinsame Schule der 6-14jährigen und auch zum freien Hochschulzugang –- ist ein Mittel des Bekenntnisses zu einem neuen Umgang mit Bildung in Österreich. Es ist ein Bekenntnis zu einem Mehr an Aufmerksamkeit für die frühkindliche Erziehung in Krippe und Kindergarten, es ist ein Bekenntnis zu einem Mehr an gemeinsamer Schulbildung der 6-14jährigen und es ist ein Bekenntnis zu einem Mehr an höherer Bildung an den Universitäten. Es ist ein Bekenntnis getragen von einer Vielzahl von Personen und Institutionen, die sich bisher auf jeweils der anderen Seite des Grabens befunden haben. Daher unterstütze ich das Volksbegehren mit meiner Unterschrift.

Wer sich ansieht, wie es Lisa Simpson in Österreich ergehen würde und wer sich mit den Zahlen beschäftigt, die von BildungsexpertInnen, auch der ÖVP-Nahestehenden, in die Diskussion eingebracht werden, muss zum Schluss kommen, dass wir bisher gesellschaftliche Unterschiede forcieren, statt gleiche Chancen auf eine höhere Bildung zu ermöglichen. Die gleichen Chancen hätten einen ungemein positiven Effekt. Sie würden nämlich den intelligenten Kindern aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern Zugang zu höherer Bildung geben, den sie jetzt –- empirisch belegbar –- nicht haben. Derweil ist empirisch belegbar, dass es nicht an unserer Vorstellung von Intelligenz liegt, dass sie nicht die gleiche Chancen haben. Selbst wenn bis zu 70% von Intelligenz vererbt würde. Aus einer Familie mit Mutter und Vater mit jeweils einem IQ von 100 hat das Kind Chancen auf einen Wert von 130. Viel wichtiger als eine unnötige IQ-Diskussion ist ohnehin die Förderung. Und die findet derzeit ungerecht verteilt statt. Das führt soweit, dass sogar das AMS die herschende Misere verstärkt, in dem sie in einem sehr unglücklich gewähltem Comic, ein Mädchen mit Kopftuch das Studium der Medizin ausreden will. Denn kurzfristiger und kurzsichtiger ermöglicht laut AMS auch bei MaturantInnen eine Lehre den Zugang zum Arbeitsmarkt und nicht das Studium. Der Kommentar von AMS-Chef Johannes Kopf auf twitter, nachdem das Comic nicht mehr auf arbeitszimmer.cc verfügbar war, dass eben jenes Mädchen jetzt nicht mehr in einer Geschichte erfasst sei, weil "der Medienrummel war Yasmin zu gross, sie hat sich entschieden weiter zur Sir Carl Popper Schule zu gehen..." klingt da noch mehr nach Hohn. Eine gemeinsame Schule wäre ein probates Mittel, Kinder gerechter zu fördern.

Von den GegnerInnen einer gemeinsamen Schule, und daran spießt es sich im Diskurs um ein anderes Bildungswesen in Österreich sehr häufig, wird oft vor der gleichmachenden Schule gewarnt. Sie führe dazu, dass die, die es sich leisten können, ihre Kinder in eine Privatschule stecken würden. Darauf kann man eigentlich nur antworten "lasst sie doch!". Privatschulen gibt es jetzt auch schon. Doch derzeit werden sie von der öffentlichen Hand oft auch noch finanziell unterstützt. Gäbe es ein gemeinsames Regelschulwesen, mit Arbeitsplätzen für LehrerInnen, ganztägiger Anwesenheit der SchülerInnen und der PädagogInnen und einem sinnstiftenden Unterricht, dann wäre diese Regelschule konkurrenzfähig. Umso mehr, wenn private Schulen den Namen auch verdienen würden und die öffentliche Hand sich aus deren Finanzierung zurück ziehen würde. Die daraus zu lukrierenden Mittel wären in der öffentlichen Schule sehr gut aufgehoben.

Ich bin der Überzeugung, dass eine gemeinsame Ganztagsschule der 10-14jährigen in Österreich keine gerechtere Gesellschaft bringen wird. Diese Vorstellung wäre überzogen und kann von Bildungssystemen nicht erbracht werden. Ich bin allerdings genauso überzeugt, dass eine gemeinsame Ganztagsschule der 10-14jährigen die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Kindern mit Eltern mit hohen Bildungsabschlüssen und Kindern mit Eltern mit geringen oder keinen Bildungssabschlüssen nicht weiter verschärft. Denn mit unserem derzeitigen Bildungssystem ist Bildung vererbbar; intelligent ist das nicht. Das Bildungsvolksbegehren ist ein Beitrag dazu, auf das Ende der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit, die unser derzeitiges Bildungssystem produziert, hin zu arbeiten. Daher habe ich es unterschrieben.

... Link


Infografik zu UK-Uni Situation

Großartige Informationsvisualisation zu Studieren in Großbritannien von Ciaran Hughes.

... Link


CERN ohne Österreich

Es ist schon o.k., dass sich Platon nicht durchgesetzt hat und wir nicht von ExpertInnen regiert werden. Aber warum die ÖVP immer wieder MinisterInnen angeloben lässt, die nicht nur von ihrem Fachgebiet keine Ahnung haben, sondern auch noch darauf aus sind, dem Staat größtmöglichen Schaden zuzufügen, bleibt mir unerklärlich. Ritchie erklärt sehr anschaulich warum Österreich nicht aufhören darf, das CERN zu unterstützen. Auf der Petitionsseite ist der Text weniger überzeugend, aber trotzdem klar genug. Das CERN wird es überleben. Immerhin stehen die, sobald der Large Hadron Collider funktioniert, vor dem Zenit ihrer Forschung -- egal was rauskommt. Österreichs Wissenschaft hingegen droht eine weiter Provinzialisierung, den mit CERN verbundenen Unternehmen ein finanzielles Fiasko. Herr Hahn, bitte nehmen Sie den Austritt zurück und treten Sie ab -- im Interesse Österreichs.

Update: Er ist zwar nicht zurückgetreten, aber immerhin musste er die Entscheidung zurück nehmen. Die TeilchenphysikerInnen bedanken sich jedenfalls für die Unterstützung.

... Link


Online for 7908 days
Last update: 23.10.13, 00:46
status
Youre not logged in ... Login
menu
... home
... topics
... galleries
... Home
... Tags


... Antville.org home

www.flickr.com
This is a Flickr badge showing public photos from Flickr tagged with thinkaloudvienna. Make your own badge here.

search
calendar
April 2024
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
123456
78910111213
14151617181920
21222324252627
282930
Januar
recent updates
Traumbilder im KHM
"During the night" – "Edmund de Waal trifft Albrecht Dürer" ist eine...
by wozzek (15.01.17, 17:20)
Jazz Abend im Konzerthaus Avishai
Cohen kam mit Strings zu einem Konzert nach Wien. Lange...
by wozzek (23.10.13, 00:46)
Heute vor zwanzig Jahren starb
mein Großvater Peter Zeglovits. Ich vermisse ihn immer noch. Er...
by wozzek (06.11.12, 18:48)
R.E.M. Farewell Irgendwann machen Bands
Schluss, die einen Teil des eigenen Lebens bestimmt haben. Man...
by wozzek (22.04.12, 21:15)
In Niederbayern will ich kein
Freiwild sein Jagdszenen aus Niederbayern. Sperriges Thema, unangenehme Zeit und...
by wozzek (11.04.12, 00:49)
Chatroom – Pubertät mit Computer
ist auch nicht besser Am 27. März 2012 war ich...
by wozzek (11.04.12, 00:27)
Slapstick an der Burg Nach
langer, sehr langer Zeit war ich am 12.1.2012 endlich wieder...
by wozzek (15.01.12, 23:08)
Intelligenz wird nicht vererbt, Bildung
schon Seit Jahrzehnten werden Grabenkämpfe zur Bildung gefochten, die Österreich...
by wozzek (10.11.11, 00:18)
Souad Massi en concert Souad
Massi war am 23.10.2011 im Wiener Konzerthaus. Im Rahmen der...
by wozzek (25.10.11, 00:57)
Shantel & Bucovina Club Orchestra
Endlich haben wir es zu einem Konzert von Stefan Hantel...
by wozzek (06.09.10, 20:56)

RSS Feed

Made with Antville
Helma Object Publisher