Sekante
DGV-Kongress Rückschau

Die Bilder sind geschossen, die Bücher werden als Tagungsband noch zu schreiben sein und die Bytes in der Berichterstattung werden im Netz hin und her gesandt. Der 36. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Mainz zu Bilder-Bücher-Bytes ist Geschichte.

Medialität, Mediales und Medien wurden in einigen Beiträgen behandelt. Immerhin ist Mainz ja eine Medienstadt mit ZDF, 3sat, SWR, ... und Ausgangspunkt einer Massenmedienrevolution, die sich zu einem Gutenberg Universum ausdehnte. So oder so ähnlich wollten es uns zumindest die Festredner am Eröffnungstag zu verstehen geben. Zum Eröffnungsvortrag und dem Panel zu FAMe, die mein Forschungsnetzwerk betrafen, schreiben schon andere.

Also schreibe ich über meinen favorisierten Themenblock: Im Panel ProdUser präsentierte Birgit Huber ihre Dissertation über Veränderungen von Produktionsweisen durch den Einsatz von neuen Technologien. Sie orientiert sich in ihrer "multi-sited" Ethnografie stark an einem post-fordistischem Arbeitsbegriff. Speziell interessant fand ich ihre strenge Unterscheidung von materieller und immaterieller Arbeit. Letztere ist für sie keine Arbeit im eigentlichen Sinn. Ihre Aussage war, dass ihre InformantInnen immaterielle Arbeit als fremdbestimmt, bzw. Arbeit im eigentlichen Sinn, empfinden. Materielle Arbeit und Zeit ohne PC und Internet wird hingegen als selbstbestimmt wahrgenommen. Christoph Köck sprach anschließend über den Einsatz von Web 2.0 im Kontext institutionellem Lernens. Es war vor allem eine Einfühung in den Begriff Web 2.0 und einiger Applikationen, die darunter zusammengefasst werden.

Klaus Schönberger schließlich trug zum Thema "Schundromane und Weblogs: Von der Lese- zur Schreibwut?" vor. Er schlägt vor, sich Aneignungsstrategien in einem größeren und historischen Kontext anzusehen. Im Zusammenhang mit der vor allem im deutschen Sprachraum von JournalistInnen erhobenen Kritik an Weblogs, ist die Beobachtung in einer Tradition mit dem Aufkommen des Lesens von Schundromanen zu vergleichen. Klaus Schönberger griff einige Kritiker der Weblogs heraus, die sich über die Oberflächlichkeit der Inhalte in Weblogs monieren. Da kann ich ihm einen Weiteren nennen, den er zu seiner Liste der Verunglimpfungen des Weblogs hinzufügen kann. Konrad Paul Liessmann gab beim Philosophicum der ISPA in Wien am 28.3.2007 folgenden Ausspruch zum Besten: "Blog ist der Bassenatratsch im Internet".

Der Kernbegriff der Veränderung kultureller Praxen und der wechselseitigen Beeinflussungen von Technologie und Gesesllschaft ist die Rekombination. Klaus Schönberger sieht eine Dichotomie zwischen Praktiken und Strukturwandel. Mit den Methoden der Ethnografie ließe sich aber nur die Praxis erforschen, nicht aber der Strukturwandel. Mit der Kulturanthropologie wiederum lassen sich die Praxen wiederum gut erforschen. Allerdings nicht nur die Praxen der Aneignung von Medien, sondern darüber hinausgehend, weshalb für ihn die Kulturanthropologie keine Medienwissenschaft ist. Das letzte Argument habe ich gleich in meinem Vortrag aufgenommen.

Der abschließende Besuch im Gutenberg Museum war historisch-technisch überzeugend. Es zeigt den Buchdruck quasi kurz nach dem Urknall, verschweigt aber nicht die davor liegenden außereuropäischen Drucktechniken. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass Mainz eine Medienstadt ist?

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Bilder-Bücher-Bytes

Banner zur DGV-Tagung 2007 zum Thema Bilder-Bücher-Bytes

Das mediale Dreigespann aus Bildern, Büchern und Bytes ist das Thema der heurigen DGV-Tagung in Mainz, die am 23.9.2007 beginnt. Das Forschungsnetzwerk Anthropologie des Medialen wird sich daran aktivst beteiligen. Manfred Faßler wird die Keynote Lecture am Sonntag halten. Wir "Vielleicht-Mal-Doktores" bekommen am Mittwoch die Gelegenheit unsere Ideen zu präsentieren.

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Goodbye Privacy - Hello Public

Privacy, deren Schutz und die Lust der Menschen (und mir) Geschichten und Bilder ins Web zu stellen waren die Themen der diesjährigen Ars Electronica. Damit hat die Ars thematisch ins Schwarze getroffen. Wir wissen wenig über wie Daten gesammelt und verwertet werden, vor allem weil sie auf lange Zeit gesichert sind. Trotzdem gehen einige von uns unvorsichtig mit der Veröffentlichung von Privatem um. Und andererseits ist es oft auch notwendig und sinnvoll, zumindest seine Identität Preis zu geben, auch bei Social Software. Nur das Vertrauen ermöglicht Kooperation.

Vor allem das Symposium zu "Goodbye Privacy" war von Ina Zwerger und Armin Medosch hervorragend kuratiert. Am Symposium stellte Konstantin Guericke sein Unternehmen jaxtr vor. Jaxtr verbindet Telefon mit Computer und verspricht dadurch einfacheren und besser kontrollierbaren Informationsfluss. Erreicht wird das jedoch durch die Aggregation von Daten, die sonst nicht an einem Ort zusammengeflossen wären. Ähnlich wie bei twitter oder Google müssen wir uns alle die Frage stellen, wie weit wir solchen Anbietern vertrauen können. Im Gegensatz dazu versucht vimeo im Bereich Video die Privatheit zu stärken. Anders als bei YouTube haben die NutzerInnen laut Jakob Lodwick die Auswahl, wer ihr Video sehen darf und wer es wie weitersenden kann. Vimeo versucht den Spagat, die Einfachheit der Veröffentlichung mit der vertrauensvollen Wieder- und Weitergabe an Freunde zu verbinden. Trotz der guten Idee muss klar sein, dass Videos an Vimeo auch im Internet sind. Und vertraute Personen, ob aus Unachtsamkeit oder mit Absicht, können auch Daten weitergeben, selbst wenn wir es ursprünglich nicht wollten.

Denn eine Veröffentlichung im Internet ist nicht rückgängig zu machen. So bleibt es die Herausforderung für die NutzerInnen zu entscheiden, wie viel sie Preis geben, um mit anderen sinnvoll kooperieren zu können, wie Felix Stalder ausgeführt hat und nicht der Überwachung von Firmen und Staat in vollen Zügen ausgeliefert zu sein (David Lyon).

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