Sekante
Slapstick an der Burg

Nach langer, sehr langer Zeit war ich am 12.1.2012 endlich wieder einmal im Burgtheater. Durch Zufall bin ich an Karten zu "Was ihr wollt" gekommen. Die Komödie hat als solche voll durchgeschlagen. Mehr noch, es ist ein zündendes Feuerwerk des Slapsticks, das sich vor allem in der ersten Hälfte breit macht. Die SchauspielerInnen geben ihr ganzes komisches Talent, manchmal sogar etwas viel davon. Das Bühnenbild von Stéphane Laimé ist in seiner Schlichtheit zu Beginn und seiner Opulenz am Ende genial. Die musikalische Begleitung von Karsten Riedel ist großartig. Die textliche Bearbeitung macht das Stück im ersten Teil modern und gut verfolgbar. In der zweiten Hälfte kippt das leider. Es wird etwas langwieriger gespielt. Da werde ich als Zuseher nach 3 Stunden dann doch etwas unrund. Noch dazu, wo in der Pause mein Lieblingsphilosoph beim Buffet sich derart penetrant vorgedrängt hat, dass ich langsam aufhören muss, an das Gute in bekennenden und bekannten Gutmenschen zu glauben. Da kann Matthias Hartmann dann allerdings weder als Regiseur noch als Burgtheater direkt etwas dafür. Daher hatte ich insgesamt einen sehr unterhaltsamen Abend. Vielleicht dauert es ja nicht immer so lange, bis ich wieder ins Burgtheater komme.

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Intelligenz wird nicht vererbt, Bildung schon

Seit Jahrzehnten werden Grabenkämpfe zur Bildung gefochten, die Österreich eines der ungerechtesten Schulsysteme Europas eingebracht haben. Das Bildungsvolksbegehren, auch wenn es nur sehr allgemeine Forderungen enthält -- vor allem in Bezug auf eine gemeinsame Schule der 6-14jährigen und auch zum freien Hochschulzugang –- ist ein Mittel des Bekenntnisses zu einem neuen Umgang mit Bildung in Österreich. Es ist ein Bekenntnis zu einem Mehr an Aufmerksamkeit für die frühkindliche Erziehung in Krippe und Kindergarten, es ist ein Bekenntnis zu einem Mehr an gemeinsamer Schulbildung der 6-14jährigen und es ist ein Bekenntnis zu einem Mehr an höherer Bildung an den Universitäten. Es ist ein Bekenntnis getragen von einer Vielzahl von Personen und Institutionen, die sich bisher auf jeweils der anderen Seite des Grabens befunden haben. Daher unterstütze ich das Volksbegehren mit meiner Unterschrift.

Wer sich ansieht, wie es Lisa Simpson in Österreich ergehen würde und wer sich mit den Zahlen beschäftigt, die von BildungsexpertInnen, auch der ÖVP-Nahestehenden, in die Diskussion eingebracht werden, muss zum Schluss kommen, dass wir bisher gesellschaftliche Unterschiede forcieren, statt gleiche Chancen auf eine höhere Bildung zu ermöglichen. Die gleichen Chancen hätten einen ungemein positiven Effekt. Sie würden nämlich den intelligenten Kindern aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern Zugang zu höherer Bildung geben, den sie jetzt –- empirisch belegbar –- nicht haben. Derweil ist empirisch belegbar, dass es nicht an unserer Vorstellung von Intelligenz liegt, dass sie nicht die gleiche Chancen haben. Selbst wenn bis zu 70% von Intelligenz vererbt würde. Aus einer Familie mit Mutter und Vater mit jeweils einem IQ von 100 hat das Kind Chancen auf einen Wert von 130. Viel wichtiger als eine unnötige IQ-Diskussion ist ohnehin die Förderung. Und die findet derzeit ungerecht verteilt statt. Das führt soweit, dass sogar das AMS die herschende Misere verstärkt, in dem sie in einem sehr unglücklich gewähltem Comic, ein Mädchen mit Kopftuch das Studium der Medizin ausreden will. Denn kurzfristiger und kurzsichtiger ermöglicht laut AMS auch bei MaturantInnen eine Lehre den Zugang zum Arbeitsmarkt und nicht das Studium. Der Kommentar von AMS-Chef Johannes Kopf auf twitter, nachdem das Comic nicht mehr auf arbeitszimmer.cc verfügbar war, dass eben jenes Mädchen jetzt nicht mehr in einer Geschichte erfasst sei, weil "der Medienrummel war Yasmin zu gross, sie hat sich entschieden weiter zur Sir Carl Popper Schule zu gehen..." klingt da noch mehr nach Hohn. Eine gemeinsame Schule wäre ein probates Mittel, Kinder gerechter zu fördern.

Von den GegnerInnen einer gemeinsamen Schule, und daran spießt es sich im Diskurs um ein anderes Bildungswesen in Österreich sehr häufig, wird oft vor der gleichmachenden Schule gewarnt. Sie führe dazu, dass die, die es sich leisten können, ihre Kinder in eine Privatschule stecken würden. Darauf kann man eigentlich nur antworten "lasst sie doch!". Privatschulen gibt es jetzt auch schon. Doch derzeit werden sie von der öffentlichen Hand oft auch noch finanziell unterstützt. Gäbe es ein gemeinsames Regelschulwesen, mit Arbeitsplätzen für LehrerInnen, ganztägiger Anwesenheit der SchülerInnen und der PädagogInnen und einem sinnstiftenden Unterricht, dann wäre diese Regelschule konkurrenzfähig. Umso mehr, wenn private Schulen den Namen auch verdienen würden und die öffentliche Hand sich aus deren Finanzierung zurück ziehen würde. Die daraus zu lukrierenden Mittel wären in der öffentlichen Schule sehr gut aufgehoben.

Ich bin der Überzeugung, dass eine gemeinsame Ganztagsschule der 10-14jährigen in Österreich keine gerechtere Gesellschaft bringen wird. Diese Vorstellung wäre überzogen und kann von Bildungssystemen nicht erbracht werden. Ich bin allerdings genauso überzeugt, dass eine gemeinsame Ganztagsschule der 10-14jährigen die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Kindern mit Eltern mit hohen Bildungsabschlüssen und Kindern mit Eltern mit geringen oder keinen Bildungssabschlüssen nicht weiter verschärft. Denn mit unserem derzeitigen Bildungssystem ist Bildung vererbbar; intelligent ist das nicht. Das Bildungsvolksbegehren ist ein Beitrag dazu, auf das Ende der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit, die unser derzeitiges Bildungssystem produziert, hin zu arbeiten. Daher habe ich es unterschrieben.

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Souad Massi en concert

Souad Massi war am 23.10.2011 im Wiener Konzerthaus. Im Rahmen der World Music Serie hat sie ihr O Houria Programm zum besten gegeben. Mehr als ein angenehmer Musikabend kam dabei leider nicht heraus. Trotz ihrer schönen Stimme, den eingängigen Melodien und einer sehr guten Band waren zu viele Einzelheiten des Auftritts nicht stimmig, um es zu einem wunderbaren Musikabend zu machen.

Zum Ersten war die Band für das Konzerthaus tontechnisch entweder schlecht abgemischt oder das Arrangement mit E-Bass, Drums und E-Gitarre gegen Stimme, Gitarre und Percussion für den Saal nicht adäquat. Die Geige fehlte bei allen Liedern des Albums "deb". Zum Zweiten ist es World Pop Musik, da sind enge Sitzreihen nicht gerade stimmungsförderlich. Dabei hätte ein intimes Set an Songs mit etwas weniger Verstärkung vielleicht eine Möglichkeit geboten, aus dem Saal Kapital zu schlagen. Doch dann wäre immer noch drittens zu verbessern gewesen: die Lichtregie. Einfallslos, ohne Konnex mit dem was auf der Bühne passierte wurde hier die Chance verpasst, die Bühne zu einem magischen Ort zu machen.

So sehr sich die Band und Souad Massi auch mühten, da war nicht viel zu machen. Kein Wunder, dass es gegen Ende der 2 Stunden Konzert fast so wirkte, als hätte die Band interne Abstimmungsschwierigkeiten und kein Wunder auch, dass es nach einer Zugabe vorbei war. Manche ZuhörerInnen waren darob gar nicht so unglücklich.

Ein netter Musikabend war es dennoch. Dafür sind die Lieder einfach zu schön, waren die französischen Ankündigungen der Songs zu charmant vorgebracht und die Freude über einen Konzertabend zu groß, um sich Souad Massi vergällen zu lassen.

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