Julian Schnabel ist in der Schirn in Frankfurt zu sehen. Auf Ö1 haben sie nur in den besten Tönen davon berichtet. Ich also nix wie hin und war positiv überrascht: schöne Ausstellung (die Schirn ist einfach ein cooler Ort), spannende Bilder, wirklich empfehlenswert. Gerade der erste Raum hat es mir angetan (siehe Bild). Die Farben sind kräftig, die Materialien ungewöhnlich, die Wirkung auf mich schön aber nicht bekannt. Gefällig fand ich es dann auch nicht, sondern eher eine faszinierende zeitgenössische Form der Malerei.

Interessant ist dann auch die Verknüpfung mit der anderen Ausstellung von Jonathan Meese. Wobei interessant genau jenes interessant meint, das man gewöhnlich nicht als Kompliment auffassen kann, aber doch etwas hat. Meeses Installationen sind zwar dicht und dramaturgisch gut aufbereitet. Aber trotz der Fülle des Materials und der direkten Verwendung von Hitlerbildern einerseits und Pornos andererseits, will sich da bei mir kein Schock- noch Kartharsiserlebnis breit machen. Einer der Aufseher kam da eher schon ins Schwärmen. Da ich also dachte, ich habe nicht viel verstanden, habe ich mir das Interview mit Meese im Katalog durchgelesen und konnte erleichtert feststellen, dass mein Eindruck auch o.k. ist. Das stärkte dann meinen Eindruck, dass Kunstkritik eine Literaturgattung ist.

Endlich wieder einmal was vom Hans. Und dann auch noch so ein wunderbarer Text ueber das groesste Sommerloch-Phaenomen, den Flash Mob. Und ich komme drauf, was es heisst, spontan zu sein im Weblog. Bis mir dazu was einfaellt, redet die Welt eh nicht mehr davon. Vor allem weil New York ja schon wieder weiter ist und Parties ohne Strom jetzt der Renner sind. In Vorarlberg ist das dann zahmer und betrifft nur die Telefonleitungen.
Was mir aber zu Hans seinem Artikel aufgefallen ist, war sein Hang zum Marketing. Nicht nur die Bahnhofssteher, auch das oeffentliche Theater in Argentinien oder eines Dario Fo, sind Beispiele, dass Flash Mobs nicht nur nicht neu sind, sondern in ihrer Form und ihrem Inhalt entbehrlich.
Und weil ich dann doch politisch bin, muss ich sagen, dass mir das 'ach wir sind ja so unpolitisch' dabei am meisten aufstoesst, weniger das Marketingpotential. Klar ist es unpollitisch nach einem Buch zu fragen, das es gar nicht gibt. Und klar ist es unpolitisch am Stephansplatz im Kreis zu gehen. Aber ich finde es bedenklich, dass man auf das Unpolitische stolz ist.
Nur weil es das Handy und das Email sinnvoll einsetzt? Weil man sich dann dadaistisch fuehlt, leider halt 70 Jahre zu spaet? Da ist es dann bis zur gekonnten Marketinginszenierung nicht weit. Und das koennte dann auch funktionieren, weil der Markt, der ist ja auch so schrecklich unpolitisch.

Solche schoene Panels, die die Ars heuer zu bieten hat. Und das Thema scheint diesmal back to the roots zu sein. Aber wo ist Lawrence Lessig? code = law waere ja aufgelegt.